Leseprobe:

Mein Indien

Mein Indien ist eine Erfindung. Es hat mit Erfinden, mit Fingieren oder mit Wiederfinden zu tun. Mein Indien ist ein Land, das weit zurückreicht. Es liegt in meiner Kindheit. Indien ist ein Kontinent, heisst es. Er harrte und harrt meiner Entdeckung. Es ist ein innerer Kontinent. Aus meiner Kindheit und Jugend kenne ich diese Ahnung, diesen Anruf, diese Aura eines zaubermächtigen Ortes, der Indien hieß und der Wundersames und der Heil verhieß.

Geschichten und Fabeln waren es vorerst, die vor mir die Bilder erstehen ließen von gebändigten Kobras, die zu Flötenklängen tanzen und von brodelnden, dampfheißen Dschungeln voller Orchideen und rätselhaftem Getier und von riesigen Tempeln, in denen mysteriöse Zeremonien zelebriert werden. Kipling war wohl einer der ersten dieser Entführer und Bildererwecker. Und dann waren es die heroischen Taten und Erlebnisse des Jim Corbett, die dieser in packenden Erzählungen der Kinderfantasie ausgeliefert hatte. Corbett war Tigerjäger. Menschenfressende Tiger stellte und erschoss er auf Auftrag. Stets war da zuerst die Fama von einem besonders gefährlichen und gerissenen Tiger, der unvermutet in entlegenen Dörfern aus dem Dunkel der Nacht und des Urwalds auftauchte und Menschen überfiel. Es waren in der Regel alte, lahmende, verletzte, zuweilen von Menschenhand übel zugerichtete Tiger, die zu einer normalen Jagd nicht mehr fähig waren und sich der leichten Menschenbeute zugewandt hatten. Einmal die Witterung und den süßen Geschmack des Menschenfleisches in den Nüstern und Gehirnzellen, blieben sie demselbigen verfallen. Ging so ein Menschenfresser um, wurde Corbett von den verängstigten Dorfbewohnern gerufen. In langer Kleinarbeit spürte er dann den Killertiger auf und verfolgte ihn anhand seiner Spuren tage- und wochenlang, um ihn dann Aug in Aug zu erlegen. Diese Geschichten rochen nach Blut, nach Gefahr, nach Abenteuer und Heldenmut. Sie enthielten alles, was ein Jungenherz höher schlagen lassen konnte.

Indien war im Hause meiner Kindheit nah und anwesend. Viele Bücher über Yoga und die indische Geisteswelt waren da in den Regalen und lockten und weckten meine Neugier. Natürlich war auch die seinerzeit wohl obligate Schülerlektüre Hesse's wegweisend und der ex-oriente-lux-Orientierung förderlich. Siddharta hat wohl dutzende Male zu mir gesprochen durch die Zeilen, deren leicht schwülstig-süßlicher Überschwang mir damals noch nicht störend klang. Ein anderes wohl Schreckensbild fällt mir noch ein, das lange vor Hesse lag und irgendeinem Reader's Digest Bericht oder so was ähnlichem entstammen musste und sich wegen seiner Unglaublichkeit in meiner Vorstellung festgesetzt hatte: Ziegenopfer für die Göttin Kali. Dieser Verkörperung des zerstörerischen Aspektes der Göttlichen Mutter sollen junge Ziegen geopfert worden sein, denen mit einem Schwert das Haupt vom Körper abgetrennt wurde und die dann zuckend im Tempel verbluteten. Einem sehr elementaren und paganen Kult mussten diese Leute anhängen, dachte ich mir und immer wieder evozierte die drastische Schilderung der kleinen todgeweihten Zicklein in den riesigen steinernen Heiligtümern wilde Fantasien in mir. Die der Faszination Indien aber eher zu- als abträglich waren.

Ein Buch war es dann wohl, das mich nachhaltig auf Asien umgepolt hatte: es handelte - so im deutschen Titel - von "Yogis, Magiern und Fakiren" oder im englischen Original von einer "Search in Secret India". Jeder und jede hat so seine Kult- oder Schlüsselbücher in der Jugend, denke ich. Erich Fromm's Werke - besonders "Haben oder Sein" - waren Ähnliche Meteoriten, die in meinen etwa fünfzehnjährigen und bild- und fügsamen Geist einschlugen. Fromm war ja im übrigen tüchtig östlich infiziert. Aber kein anderes Buch hatte wohl eine über die Zeiten weitreichendere und nachhaltigere Wirkung auf mich als die oben erwähnte Indienfahrt des Journalisten Paul Brunton, der da mit dem seiner Branche immanenten Zynismus und Berufskeptizismus nach Indien gereist war auf der Suche nach lebenden Weisen und echten Gurus. Und naturgemäß einer Menge von Scharlatanen und Möchtegern-Messiassen und spirituellen Angebern über die Reiseroute gelaufen ist. Bis er schließlich in Südindien bei einem Meister landete, dessen einziger Besitz sein Lendentuch, Gehstock und Wasserkessel war. Und dessen schweigende Präsenz alle seine Zweifel und intellektuellen Dünkel auflöste und wegblies. Fortan gehörte das zu meiner pubertären Ausstiegs- und Fluchtfantasie: wenn die Spannungen zu Hause unerträglich zu werden schienen, versetzte ich mich geistig nach Indien und auf große Fahrt. Ich könnte ja jederzeit, so die rettende Vorstellung, mein Bündel schnüren und wie Brunton durch Indien pilgern oder mich in die Höhlen zu den Yogis setzen und meditierend in den Himmel kommen.

Übrigens: über Indien zu schreiben ist eine aberwitzige Anmaßung, so etwas, wie die Unbeschreibbarkeit zum Duell herauszufordern. Dieser Text ist eine Collage aus Eindrücken von fünf jeweils mehrwöchigen Südindienfahrten, undatiert, ganz dem indischen Denken des Zeitlos-Wiederkehrenden verpflichtet und der Willkür der Erinnerungsbilder, die eigensinnig und ohne Datumsangabe auftauchen, sich überlagern und ineinander verweben. Ich mache keine Fotos, drehe keine Videos - nur mit meinem inneren Auge: der Film, der da entsteht, gehorcht einer Traumlogik, die Chronologie ist entfesselt, der zeitliche Ablauf beliebig, die Bildsequenzen sind in verschiedenen Richtungen und Geschwindigkeiten abspulbar. Einige meiner Notizen sind mir abhanden gekommen, üblicher Reisereibungsverlust, die geistigen Rückblenden haben Eigensinn und lassen Bilder hochsteigen wie Seifenblasen, die schillernd dahintreiben und dann launisch und eigenmächtig zerplatzen.

Ich liebe sie, die Wandermönche, mit oder ohne Pilgerstab, alle aber erkenntlich an ihren Kleidungsstücken im Farbenspektrum von Safrangelb bis Abendsonnenorange. Zuweilen sind sie gekrönt von abenteuerlich verfilzten Haarschöpfen und geziert mit gewichtigen Druidenbärten, über denen listige Äuglein blitzen. Gebetsketten, ein kleines Habseligkeitenbündel und eine Wasserkanne, die heute von vielen stillos durch eine Plastikflasche ersetzt wurde, gehören ebenfalls zu ihren Standesabzeichen. Innerlich grüße ich sie wie Brüder, denn insgeheim sehne ich mich nach ihrer Freiheit oder der Illusion von Freiheit, die ich mir dabei mache. Ein Teil in mir sympathisiert heftig mit ihrem Lebensstil, wäre ich Inder, wäre ich wohl ständig der Verlockung, das ockerfarbene Gewand anzulegen, ausgesetzt. Aber solange ich die Frauenschönheit und die Poesie und den Wein noch so liebe wie jetzt, so lange bin ich sicher und von einem vorschnellen Sprung in die Kutte unversucht. Ich lasse mir die Süssigkeiten des Lebens schmecken und mache nur kurze Wildschwanprobeflüge im Geiste, wenn ich mich zum Meditieren niederlasse.

Wenn ich einen chai, einen heißen gewürzten Milchtee trinke, an einer der unzähligen, die Wege säumenden Teebuden, dann lade ich immer die sadhus, die gerade in der Gegend sind zu einem Glas Tee ein. Wir können nur über Gesten und die Augen kommunizieren, manche falten die Hände zum Dank, immer bekomme ich ein Lächeln geschenkt und ich fühle mich gesegnet. Viele scheinen mangels Altersvorsorge das Wandermönchtum als Lebensform gewählt zu haben, andere sind in erbärmlichem gesundheitlichem Zustand und erbetteln sich auf diese Weise einen Überlebensunterhalt.
Unter ihnen befinden sich wahrhaftige Krüppel mit Armstümpfen oder amputierten Beinen, verwachsenen Rücken, Leprafraß an Fingern und Zehen, leeren Augenhöhlen oder sonst einem körperlichen Fluch. An einer Straßenecke kauert immer dieselbe Frau, ihre Beinprothesen hat sie abgeschnallt und mahnmalartig neben sich und ihre Bettelschale gestellt, sie bedankt sich so unterwürfig für jede Gabe, dass es einem weh tut. Schmerzhaft ist auch der Anblick der Gelähmten, die auf einem Brett sitzen, unter das behelfsmäßige Rollen angebracht sind, sodass sie sich seitlich mit den Händen, die, um sie nicht wund zu reiben, mit Lumpen umwickelt sind, vorwärtsschieben können wie Bobfahrer, nur dass ihre überkreuzten Beine tot sind und wegen Muskelschwund aussehen wie verdorrte Mumienglieder. Das macht jeder Sadhu-Romantik den Garaus.

Was an Vehikeln auf den Straßen herumkurvt ist ganz unglaublich. Darunter Maschinen, als wären sie einem technischen Museum entwichen, Fahrgerippe und andere Gestelle, die dürftig zusammengschweißt oder sonstwie provisorisch vor Entropie und augenblicklichem Auseinanderfallen geschützt sind. Der gelegentliche Neuwagen wirkt wie ein Hai in einem Thunfischschwarm. Über Land rasen diese blitzenden Blechschlitten dann auch alles aus dem Wege hupend in vollem Bewusstsein ihres Status dahin. Am liebsten aber sind mir die Werkfahrer von Ashok-Leyland: sie chauffieren, so vermute ich, eben gefertigte Vorderteile von Sattelschleppern eine gewisse Strecke bis zur Endmontage. Windschutzscheibe und Führerhauskarosserie sind noch nicht angebracht. Sie sitzen somit vor der nackten Lenkstange und über dem Motor, tief vermummt wie Beduinen und mit Sonnenbrillen, wohl um sich vor engegenkommenden Insekten, Staub und Fahrtwind zu schützen. So rattern sie alle ignorierend wie Geisterfahrer (wenn diese Kategorie in Indien nicht ohnedies auf alle Fahrer irgendwann mal im Laufe des Tages zutrifft) durch die Gegend. Sie sind fraglos am unverfrorensten und tun so, als säßen sie auf einem Torpedo, dem alles auszuweichen hat. Manchmal kommen mehrere dieser unheimlichen auf hoher Karosse sitzenden Stahlskelettreiter hintereinander herangebraust, man wähnt sich in einem Science-Fiction gelandet zu sein.

Die Fahrt ins Land: und gleich einer dieser glorreichen Sonnenuntergänge, der den ganzen Landstrich mit Stille, ja Stillstand überzieht. Kühler Fahrtwind streicht übers Gesicht und im Gegenlicht, da erhalten alle Silhouetten Lichtauren und Schattenschärfe. Das Fell der Affen strahlt bis in die langen Schwänze silbrig, ihre Umrisse glänzen und gleißen schlohweiß wie von innen belichtete Fiberglashaarleuchtobjekte. Die Hörner der Ochsen, oft farbenfreudig bemalt und mit blinkenden Glöckchen behängt, blitzen wie Dolche, das Stroh auf den von ihnen gezogenen Karren lodert an seinen Enden als wäre es von Elmsfeuer umtanzt. Die riesigen Grasballen, die die Frauen auf ihren Köpfen balancierend nach Hause tragen lohen durchscheinend und wirken leicht wie fliegende Funken. Die Mädchen in ihren farbenprächtigen Saris, die uns entgegenkommen, wissen wahrscheinlich gar nicht wie anmutig sie wirken, wie graziös sich ihre dahingleitenden Umrisse als vollendete Formen abzeichnen, wandelnde Verheißungen von Glück und Weckerinnen leisen Begehrens sind sie, die Seligkeit auf Erden ahnen lassen. Sie sind umwogt von wehenden Lichtfahnen, den vom Winde getragenen losen Seidentuchteilen - ein großes buntes Seidentuch ist der Sari letztendlich ja, der Sari, das schönste Frauengewand der Welt. Wie schillernde Kolibris entschwinden die im Rückspiegel noch länger sichtbaren Gestalten am Horizont. Alles ist von Licht umflort, die schnurgerade Straße vor uns eine glitzernde Schiene in den Himmel.

Wieder bin ich in Tiruvannamalai am Fuße des Berges Arunachala oder Annamalai wie er in der lokalen Sprache, auf Tamil genannt wird. Hier befinden sich mehrere Ashrams, der wohl prominenteste ist der von Ramana Maharishi, der vor einem guten halben Jahrhundert in den endgültigen Zustand der Vereinigung mit dem göttlichen Urgrund, das Mahasamadhi, eingegangen ist. Unter den Ashrams sind mir immer die der dahingeschiedenen Gurus die sympathischsten, bei den lebenden weiß man nie so recht, ob sie spirituelle Hochstapler, Schlitzohren oder wirkliche Weise sind. Irgendwo traue ich mir auch nicht das notwendige Unterscheidungsvermögen zu, aber bevor ich mich einem Scharlatan zu Füßen setze, gehe ich ihm lieber ganz aus dem Weg. Bei Ramana habe ich keine Zweifel, er lebte ein Leben äußerster Einfachheit, davon viele Jahre schweigend und in tiefer Meditation versunken. Selbst als sich über die Jahre immer mehr Anhänger um ihn scharten, behielt er seine einfache Tagesroutine bei, stand in aller Frühe auf, um in der Küche zu helfen, machte seine täglichen Spaziergänge um und auf den Berg, den er in Gedichten besungen und sehr geliebt hatte. Er hat ihn seit seiner Ankunft Zeit seines Lebens nicht mehr verlassen. Verehrer, die ihm vorschlugen durch die indischen Lande zu fahren, um auch andere Gegenden und Menschen durch seine Anwesenheit Segen zu bringen, erhielten die Antwort: "Die Leute wissen, dass ich hier bin. Was, wenn jemand mich aufsuchen will und ich bin gerade auf Reisen und nicht da. Was für eine Enttäuschung für diese Person! Mein Platz ist hier und somit kann jeder und jede beliebig kommen und wird mich jederzeit antreffen."

Auch die Inder gehen gerne in die Ashrams, um Ruhe zu finden oder zu beten oder um einfach ihrer Verehrung für ihre religiösen Viruosen oder Heroen Ausdruck zu geben. Viele sitzen dann auch dort in Stille, sie meditieren oder lassen sich einfach von dem eigentümlichen Magnetismus des Ortes besänftigen und heilen. Eigenartig in der Tat, die Strahlkraft der Ashrams von den spirituellen Größen wie Ramakrishna oder Ramana. Man schließt die Augen und schon geht es durch einen durch und durch: eine feine vibrierende Kraft, Licht und Welle zugleich gewissermaßen: reine Energie, die Essenz des Universums. Die Sprachnot des Mystikers befällt einen, wollte man das genauer beschreiben. Sitzt man in diesem energetischen Felde, verschlägt es einem geradezu auf die erfreulichste Weise die Sprache, ihre Begrenzungen werden einfach aufgehoben, das Wort ist schlechter- besser: guterdings nicht mehr wichtig.

Selbst ganze Schulklassen kommen in die Ashrams, Kinder im Grundschulalter, Händchen haltend und in zwei Reihen schlendern sie in die Andachtshalle mit großen staunenden Augen. Sie sitzen dann in einem ungeordneten Haufen um ihre im Schneidersitz thronenden Lehrer und Lehrerinnen und schließen die Äuglein. Ein Knirps kreuzt seine Beine in perfektem padmasana-Lotussitz, beide Fußsohlen ruhen nach oben gedreht auf den Oberschenkeln. Er stößt seine Nachbarn an, denen er seine akrobatische Leistung zeigt mit sagendem Blick, der etwa meint: so solltet ihr eigentlich hier sitzen! Nachdem er sich Bewunderung eingeheimst hatte, versinkt auch er in sich - ein süßer kleiner Yogi!

Bei meinem fünften Indien-Aufenthalt habe ich beschlossen, die äußerste Südspitze des Halbkontinents, Indiens Land's End, zu besuchen. Kanyakumari oder Cape Comorin, wie es die einstigen Kolonialherren genannt hatten, ist ein unvergessliches und unvergleichliches Erlebnis oder vielmehr Natur-Ereignis. Es ist einer jener einzigartigen Orte auf der Erde, die keine wirkliche Entsprechung finden. Das Ineinanderströmen dreier Meere ist buchstäblich ein Schau-Platz von gigantischer Schönheit, man kann wirklich nur staunend schauen, die Weite, die sich auftut läßt etwas von Unendlichkeit erahnen. Der Indische Ozean, die Arabische See und der Golf von Bengalen finden hier zusammen: und man steht da am Ende der Landmasse Indiens wie auf einem Schiffsbug: außer dem Landausläufer im Rücken ringsum Wasser, Weite, Wind. Die Wellen rollen rhythmisch herein, gischtbekränzt. Wolken werfen dunkle Schatten auf den turmalingrünen Ozean. Der Landzunge vorgelagert im Meer ist ein Zwillingsfelsen. Heute sind beide Inseln Fundament für Denkmäler. Die landnähere für eine mächtige Statue des Dichterheiligen Thiruvalluvar, die andere für ein Vivekananda-Memorial. Als Swami Vivekananda als Wandermönch ganz Indien durchstreifte und bis ans Landesende gelangt war, soll er, die Felsen erblickend, da er kein Geld für den Fährmann hatte, schlichtweg zu diesen geschwommen sein. Durch Gewässer, shark infested, Hai-verseucht, heißt es, um ein wenig Dramatik beizusteuern. Es war, so wird angenommen, am 25. oder 26. Dezember 1892 und der Swami saß auf einem der Felsen, tief in Meditation versunken. Und hier soll ihn seine Berufung ereilt haben oder ist der Entschluß in ihm gereift, in den Westen aufzubrechen, um Indiens Weisheit zu verkünden.

Das war der Grund für meinen Abstecher: vor Jahrzehnten hatte ich von diesem für Vivekananda und letzlich auch für die Geschichte der Ost-West-Begegnung entscheidenden Geschehen gelesen. Der als überwältigend und übermächtig geschilderte Eindruck, den Kanyakumari auf Vivekananda gemacht hatte, als er nach Monaten der Wanderschaft als Bettelmönch ans Ende Indiens gekommen war, hatte ich über die Jahre lebhaft in Erinnerung behalten und Kap Komorin hatte sich wie ein Zauberwort oder eine geheime Losung in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich nahm also einen Flug von Chennai nach Trivandrum, um die gewaltige Distanz zeitsparend zu überbrücken. Tiruvananthapuram heißt die Stadt eigentlich und ich habe den Namen in seiner ganzen Länge innerlich skandiert, bis er mir so selbstverständlich wie ein Gruß von den Lippen kam, womit ich den Bediensteten am Flugschalter nachhaltig beeindruckt hatte. Ich war der einzige Nicht-Inder auf dem Flug in einer kleinen und kaum zur Hälfte besetzten Linienmaschine.

Beim Aussteigen fiel mir sofort eine neue Duftnote in der heißfeuchten Atmosphäre oder Atem-Sphäre auf, die ich vorerst nicht entschlüsseln konnte. Als ich am nächsten Morgen den Bus für die stundenlange Weiterfahrt in den Süden nahm, war mir alles klar: überall weite Strecken mit Palmenhainen, das Aroma von Kokos, Papaya, Bananen schwelte in schwerer Süße in der Luft. Das war der Geruch von Kerala, dem Bundesstaat, der sich am Meer entlang erstreckt und in dessen nördlichem Nachbarstaat Karnataka das berühmte Reiseziel Goa liegt, die ehemalige portugiesische Enklave und Hippie-Stadt.

Der Bus raste auf staubigen und schlaglochdurchnarbten Straßen dahin durch kleine Dörfer mit niedrigen flachen Steinhütten und oft bis an den Wegrand grenzenden Palmengärten. Unter den alten Bäumen lagen ellenlange welke pergamentene brüchige Blätter, die vom Straßenstaub überzogen und von der Sonne gebleicht wurden. Der Mann neben mir, der einen mächtigen Nietzsche-Schnurrbart trug und mir fast unangenehm auf der Pelle saß, da wir uns zu dritt eine kaum für zwei Leute reichende Sitzbank teilten, eine Distanzlosigkeit, die die Inder nicht zu stören schien, frug mich in leidlichem Englisch, ob ich Hindu sei. Er deutete auf meine Halskette mit den Sandelholzperlen, die traurigerweise nach all den Jahren ihren Duft schon völlig abgegeben und verausgabt hatten. Ich verneinte, worauf er angab, selber Christ zu sein. Das war hier keine Seltenheit, Kerala hat den größten Prozentsatz an Christen in ganz Indien. Legenden besagen, dass der ungläubige Apostel Thomas an dieser von Arabien unter günstigen Winden leicht erreichbaren Küste gelandet sein soll. Tatsächlich feiern viele Christen die Messe nach einem uralten syrischen Ritus und seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert ist deren Anwesenheit historisch verbürgt.

Kirchen sind in fast jeder etwas größeren Stadt zu finden und ihre weithin sichtbaren Türme und das die Stunden messende und verkündende Glockengeläut wirken ungewöhnlich für Indien und anfangs musste ich mir fast die Augen reiben, um mich zu vergewissern, keiner architektonischen Fata Morgana aufgesessen zu sein. Die Gotteshäuser sind oft muschelkalkweiß mit schlanken, gotisch anmutenden Türmen, die im Sonnenlicht blitzen und die Sehorgane blenden. Ich sollte einige dieser steinernen Boten aus Europa betreten und besichtigen, wobei mir eines besonders auffiel: so gut wie nie sah ich Jesus am Kruzifix. Diese römische Grausamkeit einer Bestrafung durch Kreuzigung und die gequälte und bis zum Tode geschundene blutbetriefte dornengekrönte Gestalt, deren bleiches Antlitz leblos und eingesunkenen Blickes auf die Gläubigen herunterstarrt, waren dann doch zu grotesk, um hier als Gegenstand der Verehrung Verbreitung zu finden. Statt dessen immer wieder Herz-Jesu-Darstellungen: Christus stehend, die Arme in segnend-schenkender Geste ausgebreitet, das Herz Lichtstrahlen aussendend wie aus einem voll erblühten lotusblütenförmig gedachten und leuchtenden subtilen Kraftzentrum: wie aus einem Chakra, damit wohl auch indischer Geistigkeit vertraut und kongenial anverwandelt. Nicht selten steht Christus auf einem Lotusthron, wie er bei hinduistischen Götterstatuen zu finden und in die buddhistischen Darstellungen des Erwachten übernommen worden ist. Auch damit ist mit einem bekannten Symbol die göttliche Stellung Christi unterstrichen und den Indern ohne verbale Erklärungen einsichtig.

Eine Marienstatue habe ich gesehen, ebenfalls auf einem lotusblätterbekränzten Podest, das von zwei Schwänen mit anmutig gebogenen Hälsen flankiert war. Auch diese Attribute waren sicher  im Wissen um deren symbolischen und anspielungsreichen Gehalt gewählt worden. Gilt doch der Schwan als zeichenhafte Verkörperung des völlig freien und befreiten Yogi, der zuweilen als Ehrentitel den Beinamen Paramahamsa ( parama = höchster, hamsa = Schwan) verliehen bekommt. Ein weißer Schwan wird dem Schöpfergott Brahma als Reittier zugeordnet und dem heiligen hamsa wird die Fähigkeit zugeschrieben, aus einer Mischung von Milch und Wasser nur die Milch heraussaugen zu können, was auf geistige Unterscheidungskraft verweise.

Paramahamsa war im übrigen die Bezeichnung einer alten, anti-brahmanischen Yogi-Sekte, die spätere tantrische Entwicklungen vorwegnahm, zumal eine strikte Ablehnung jeglicher Form des Dualismus, ihnen war alles gleich heilig, sie lebten oft nackt auf Friedhöfen oder unter Bäumen, nahmen Nahrung von jeder Kaste entgegen und in den Atman vertieft, hieß es von ihnen, waren sie allem gegenüber indifferent und betrachteten eine Kugel aus Ton mit derselben Ruhe wie eine solche aus Gold.

In Nagercoil hieß es umsteigen. Das hatte mir freundlicherweise der Kartenkontrolleur wiederholt eingetrichtert. Er ist neben dem Chauffeur die wichtigste Person im Stahlkoloss, die wie ein Hirtenhund die Herde die Horde der Passagiere zusammenhält. Er dirigiert das Gedrängel beim Ein- und Aussteigen an den Stationen, hilft alten Weiblein mit zerfurchten und stoischen Gesichtern und räudigen und fleckigen Saris ihre Traglasten zu verstauen, kommandiert die jungen Burschen, die sich an den offenen Türen an die Haltestangen hängen, um trittbrettzufahren an die richtigen Seiten, um die Gewichtsbelastung gleichmässig zu halten, weist Plätze für Spätgekommene an, verscheucht Zusteigenwollende, wenn die Kapazität erreicht ist, was ohnedies meistens heißt, dass das Gefährt von Menschen in einer Weise besetzt ist wie eine zerquetschte süße Birne von Insekten unter einem Wespennest. Dann schrillt seine Trillerpeife gebieterisch, um dem Fahrer den Antritt der Weiterfahrt zu signalisieren.

Es ist kurz nach Mittag, die Sonne brennt mörderisch herunter, es ist, als befände man sich unter einem Brennglas und es ist geboten, möglichst bald den nächsten Schatten aufzusuchen. Der Bus leert sich schnell und der Billeteur zeigt auf einen in einigen hundert Metern vom Bahnhof einsam auf einem weiten staubigen Platz stehenden Bus und meint, das wäre der richtige Anschluß für mich. Ich trete in die sengende Hitze hinaus und marschiere mit meiner Tasche über der Schulter zum angewiesenen Wagen, in dem eine Handvoll Personen Platz genommen hatte, die ergeben und schläfrig des Kommenden harrte. Es riecht nach heißem Eisen und verschwitztem Kunstleder, weit und breit kein Fahrer, kein Kartenzwicker, keine Spur einer Uniform, die offizielle Betreuung angezeigt hätte. Ich sitze unsicher und nervös in dem Brutkasten, eine halbe Stunde vergeht, nichts rührt sich, ich will weg, in den Süden, ans Meer, in ein kühles Zimmer. Dann sehe ich eine Staubwolke, höre Motorendröhnen und sehe einen anderen Bus einfahren, der sich direkt neben meinem zum Mittagsschlafsaal gewordenen Metallungetüm einreiht. Dort steigen Leute aus, die sich im Nu zerstreuen. Ich bin endgültig verunsichert, raffe meine Sachen zusammen und eile zum Fahrer des anderen Busses, dem ich lauthals das Mantra "Kanyakumari" vorbete, er nickt zustimmend und lädt mich ein, zuzusteigen. Kurz darauf gibt er Gas und ich rase mit einem Dutzend anderer Fahrgäste auf einer steinigen Landstraße dahin. Wie sich heraustellte, war der abgestellte Bus, in den ich zuvor geschickt worden auch für die südlichste Destination Indiens bestimmt, nur wäre der ein paar Stunden später gestartet, was offenbar keine von den in ihm schlummernden Leuten angefochten hatte. Was sind das schon, ein paar Stunden, in einem Land, in dem in kosmischen Zeitperioden gedacht wird.

Unterwegs bleibt der Bus an etlichen Stellen stehen, Leute springen ab und auf, der Billeteur beantwortet meinen suchenden Blick jeweils mit einer sparsam-coolen Kopfbewegung und faulen Wimpernhebung, die mir signalisieren, dass ich noch nicht an der Endstation gelandet bin. Als es dann so weit ist und ich Fuß auf die Südzunge Indiens setze, werde ich von einer sonderbaren Stimmung des Angekommen- und zugleich Ausgesetztseins erfasst: hier geht es endgültig nicht mehr weiter, die hier Gelandeten sind Gestrandete, es gibt nur noch ein Zurück, aber kein Voran mehr. Eine steife, salzige Bise bläst mir erfrischend ins Gesicht, ich sehe weiß aufblinkende Gischt und blitzende Möwenbäuche über mir. Es ist ein kleines Fischerdorf, wie Schwalbennester kleben palmblattgedeckte Hütten gemischt mit ein wenig moderneren wie Pueblos wirkenden viereckigen Betonwohnkästen an den Klippen und über ihnen erheben sich etliche neue Hotels mit blitzblanken Fenstergalerien und aufs Meer gehenden Balkonen. In eines quartiere ich mich auf gut Glück und Augenschein ein. Es scheint neu zu sein, der Preis ist erstaunlich niedrig. Ich habe ein geräumiges Zimmer mit Fensterfront zur See und wo ist hier nicht See: die Fischerhütten unter mir ahne ich mehr als dass ich sie sehe, einige Dachterassen ragen hoch, sonst ist der Blick in die Wohnverhältnisse der Einheimischen durch die verwinkelte Bauweise abgeblockt.

Wenn ich auf dem Bett liege und die Vorhänge offen lasse, sehe ich über den Balkon hinaus die Weite des Ozeans, winzige Brandungskämme und die schlanken Fischerboote. Und ich kann die Sonne morgens sehen, wie sie sich blutorangerot über den Horizont schiebt und eine flackernde Flammenspur über das Wasser wirft. Mit ihr erheben sich der Wind und die Wasservögel, die Fischernachen schwärmen aus und kaum ist die volle Sonnenscheibe zu sehen, wird sie schon beißend weiß und läßt die Tageshitze anbranden.

Abends könnte ich vom selben Zimmerausguck aus den Sonnenuntergang beobachten. Ich ziehe hingegen den Strand vor. Ich gehe schon geraume Zeit vor der Dämmerung dem Ufer entlang und begebe mich zusehends weg von der Ansiedlung. Ein Weg führt durch einen steppendürren Wiesenstreifen, der meerseitig von aufgeworfenen Steinblöcken gesäumt wird. Stellenweise gibt es Schneisen und kleine Buchten mit breiten Sandbänken, die von bunten Muschelschalen und Meerschneckengehäusen übersät sind. Das hereinrollende Meer ist klar und smaragdgrün, die Wellen, die den Strand hochlecken, hinterlassen einen knisternden Schaumkranz, der sofort in sich zusammenfällt und versickert und die kleinen Schlupflöcher freilegt, in die kleine Krebse flink vor mir verschwinden. Ich bin sicher ein paar gute Kilometer vom Hafen und den Tempelanlagen entfernt und sehe weit und breit keinen Menschen. Die Inder sind keine großen Schwimmer und Bader wie mir scheint, außer es geht um rituelle Ablutionen, die sie mit großer Hingabe vollziehen. Mich hingegen lädt das Meer unwiderstehlich zu einem Schwumm ein. Ich blicke mich noch einmal um, niemand zu sehen, ich entledige mich meiner Kleider und steige in die heranflutenden, recht hohen Wellen, die mich rasch umspülen und zu meiner Überraschung ist das Wasser urinwarm, warm wie Gebärmutterfruchtwasser, denke ich mir, und ich fühle mich auch aufgehoben und umhüllt von diesem nährenden Element. Es ist wie ein aphrodisisches Schaumbad in einer gigantischen Badewanne, ich fühle mich leicht wie eine Entenfeder, tanze schwebend auf und ab in der Wogenwiege, verliere jedes Grenzgefühl, bin von grundloser Wonne erfüllt, reingespült und erlöst von jedem Übel.

Am Ufer lasse ich mich von der schwächer werdenden Sonne trocknen und gehe dann zurück Richtung Hafenort. Neben dem Gandhi Memorial setze ich mich auf eine Mauer und lasse die Abendstille in der verglühenden Sonne auf mich wirken. Das Memorial ist im Stile eines Tempels aus Orissa gebaut und hütete einst seine Asche bevor sie in die See gestreut worden war. Es hat zwei Seiten- und einen Hauptturm in viereckig abgeschliffener Eiform und ist so konstruiert, dass an Gandhi's Geburtstag (2. Oktober) die Sonnenstrahlen genau dorthin fallen, wo die Urne seiner Kremationsreste gestanden hatte. Junge Pärchen und Familien sind noch unterwegs und sehen und gehen sinnierend dem verschwindenden Licht nach. Es ist ein Pilgerort und die Leute wirken entspannt, es sind innerindische, wohl auch etwas betuchtere Touristen. Untertags finden sich auf dem Platz über dem Gandhi Memorial Marktstände in beiden Richtungen der Eckbiegung, die die Straße an der Landzungenspitze macht. Imbisse, Getränke, Eis, Souvenirs, Schmuck, Textilien, Devotionalien und allerei sonstiger Wallfahrtsdestinationskitsch wird da feilgeboten und eifrig befingert und unter fröhlichem Feilschen geramscht. Dort wo sich die Verkaufsbuden verlieren, stehen die Busse, die Tagespilger zubringen. Als ich da einmal an einem dieser mir vertrauten Allzwecktransportmittel vorbeigeschlendert bin, verspürte ich jäh ein angenehm temperiertes Rinnsal auf der Schulter und meinen Arm hinunterkullern. Wie ich nach der Quelle suchend hochblicke, sehe ich ein Kleinkind, das von seiner Mutter am fensterlosen Fenster so gehalten wurde, dass es stehend - und da männlich - gezielt und vergnügt in die Welt schiffen konnte. Viva India!

Vivekananda's Spuren sind allenthalben konserviert und zu sehen. Mit einer Fähre gelangt man zum etwa vierhundert Meter von Land gelegenen Steininselchen, auf dem ein säulenreiches tempelartiges Monument steht, das eine Statue des Heiligen oder Heroen birgt und einen schlichten Meditationsraum mit einem dhyana mandapam, einem von zwei Pilastern gesäumten "Altar", in dessen Mitte das Zeichen für den sakralen Laut OM als einzigem Kontemplationsgegenstand prangt. Die Menschen - es sind nahezu ausschließlich Inder - sitzen auf dem mit Teppichen ausgelegten Boden und widmen sich einer stillen Andacht an das Göttliche, viele haben die Augen geschlossen und verweilen lange in sich versunken und weltvergessen. Dieses Insichgehen scheint ihnen eine vertraute Selbstverständlichkeit zu sein und läßt sich gemeinhin in Tempeln, Ashrams oder anderen Kultstätten beobachen.

Ein wenig über dem Marktplatz findet sich das Vivekananda Puranam, ein Museum mit einer permanenten Austellung zum Thema "The Wandering Monk", in der die Stationen seiner Indiendurchquerung anhand von historischen Fotos und ausführlichen Beschreibungen nachvollzogen werden können. In den zwei Jahren 1891 bis Ende 1892 begab sich Vivekananda als Bettelmönch auf eine Pilgerschaft, die ihn durch ganz Hindustan führen sollte. Romain Rolland beschreibt dies gewohnt bombastisch: " Wanderjahre. Lehrjahre [1] Was für eine einzigartige Bildung! ... Er war nicht nur der bescheidene kleine Bruder, der in Ställen oder Strohlagern der Bettler schlief, sondern er war auf gleichem Fuße mit allen Menschen, heute ein verachteter Bettler, der von Parias beherbergt wurde, morgen der Gast von Prinzen, der sich ebenbürtig mit Kanzlern und Maharajas unterhielt, der Bruder der Unterdrückten, über deren Elend er sich beugte und der den Finger auf den Luxus der Großen legte, in deren ungerührten Herzen er sodann Sorge um das öffentliche Wohl erweckte. Er war mit dem Wissen der Pandits genauso vertraut wie mit den Problemen der industriellen und ländlichen Ökonomie, wodurch das Leben des Volkes beherrscht wurde. Er lehrte unentwegt, lernte unentwegt und machte sich schrittweise zum Gewissen Indiens, seiner Einheit und seines Geschickes. All dies war in Vivekananda inkarniert und die Welt nahm dies in ihm wahr." [2]

In der Tat scheint diese Fußexpedition durch Indien einen bleibenden Eindruck in Vivekananda hinterlassen zu haben, nicht zuletzt erlebte er Bedürftigkeit und Misere aus erster Hand, ja er lebte selbst von der Hand in den Mund und streckenweise wie einer der Wanderasketen, die Familie, Kaste und Gesellschaft hinter sich gelassen hatten. Das Elend der indischen Masse impfte Vivekananda nachhaltig die Überzeugung ein, daß vordringlich die Armut Indiens zu beheben sei. Auch trat er fortan für einen sozial aktiven Hinduismus ein, der Wohlfahrt und tätige Nächstenliebe pflegen solle. "Religion ist nicht für leere Bäuche!"
Dieser Ausspruch seines geliebten Meisters Ramakrishna hatte für ihn vollen Realitätsgehalt erhalten.



[1] Kursiv und Deutsch im Original

[2] Rolland 2002:16